Da kam ein barfüssiges Mädchen zu ihm und fragte:
"Was tust du?"
Der einäugige Prophet antwortete:
"Ich warte darauf, dass sich das Meer beruhigt."
... und er blickte weit hinaus in die Tiefen des Meeres.
Das barfüssige Mädchen setzte sich zu seinen Füßen und sie blickten hinauf zum Horizont, wo Wolken wie Gedankenzeit vorbeizogen. Sie sahen, wie die Regenwände sich am Horizont auftürmten und wie die Wellen aus der Ferne des Meeres zu ihren Füßen heranrollten. Sie sahen wie die Sonne zurückkam und wie sich das Wetter wie das Innere einer Seele aufhellte und verdunkelte.
Darauf kam das Mädchen nun jeden Tag und brachte dem Propheten Essen. Am fünften Tag aber fragte es:
"Und warum wartest du darauf, dass sich das Meer beruhigt?"
...und der Prophet antwortete:
"Wenn Meere sich beruhigen können, dann können es vielleicht auch die größeren Gewässer in dieser Welt."
... "Die größeren Gewässer?" fragte das Mädchen.
Der einäugige Prophet setzte sich und blickte mit dem zugenähten Auge in sich und mit dem offenen Auge noch weiter hinaus in das Meer: "Das größere Gewässer ist das Meer der Seelenseen und ich warte darauf, dass ich in seiner Ruhe tief auf seinen Grund sehen darf."
Das barfüßige Mädchen fragte: "Kann denn ein Mensch das Meer bändigen?"
Der einäugige Prophet schaute nochmals in sich und sagte: "Nur wenn die Natur die Menschen bändigen kann. Deswegen muss sich vielleicht erst das Meer beruhigen, bevor sich die Natur im Menschen im beruhigt."
So sprach der einäugige Prophet und schaute weiter hinaus ins Meer.
Asketen
Donnerstag, 11. Dezember 2014
Montag, 9. Januar 2012
Die Meditation (Übersetzt)
CC_Foto: h.koppdelaney |
Der Klosterschüler fegte, wie ihm sein Meister geheißen hatte, acht Stunden am Tag den Hof . Doch der Meister ließ sich den Zweck nicht entlocken. Als der Meister nach einem Monat starb, so verlor der Klosterschüler den einzigen Meister im Kloster, der bereit war ihn zu unterrichten. Ohne Aussicht auf Erleuchtung durch andere Meister, die ihn wie laue Lüfte ignorierten, fegte er also von morgens an bis abends 30 Jahre den Hof. Die Hoffnung der Erleuchtung glühte in ihm all diese Zeit. Kurz bevor sie erlosch und der Klosterschüler in seiner Tätigkeit vor dem inneren Abgrund der Verzweiflung stand, da stieß beim Fegen ein Körnchen Staub ein anderes an und er rief: Da ist es!
Donnerstag, 26. Mai 2011
Asketen sind geduldig wie die Steine
Es heißt als der einäugige Asket zwei Jahre lang vor einem Stein meditiert hatte, war danach ein Abdruck seines geduldigen Gesichtes im Stein hinterlassen.
Mit der Ruhe und Gewissheit der Planetenbahnen und der Geduld der Steine werden sie umspült von Welt. Mehr als ein ruhender Gedanke ist ihr Körper nicht mehr.
Propheten geduldig wie Steine. Foto von matrix108 |
Freitag, 18. März 2011
Der lernende Meister
Ein Meister lernt stets mehr von seinen Schülern als seine Schüler von ihm, denn ein Meister hat vor allem eins gelernt: Das Lernen.
Was aber kann ein Meister lehren? Die rückblickende Wertschätzung des vormaligen Nichtwissens aus dem Geiste der Weisheit.
Der Anfängergeist des Lernenden hat der Junge schon, es gilt aber diesen mit Weisheit zu verknüpfen |
Was aber kann ein Meister lehren? Die rückblickende Wertschätzung des vormaligen Nichtwissens aus dem Geiste der Weisheit.
Sonntag, 13. September 2009
Was ist ein Meister?
Meister lassen sich von den Umständen der Welt nicht mehr überraschen. Die Welt ist ein immer schon gewusster aus dem Inneren gestifteter Zusammenhang. Alles vollzieht sich in den ruhigen Planetenbahnen der Logik des inneren Wissens. Der Subjektkern, ein hartes Gestein, das Wissen um sich versammelt, und sich damit ummantelt und irgendwann nicht mehr die Frage beantworten, ob unter der weichen Schale des Wissens wirklich ein Kern vorhanden ist oder ein Nichts lauert. Der Meister hat sich an die Bestimmbarkeit der Welt aus sich selbst hinweggegeben.
Wir starren in die Welt, und es sind die Tage an dem die Natur uns ihre Geheimnisse gesteht. Aus der Ruhe des Stehens spürt einer die Neigung der Erde. Die Tage neigen sich dem Ende. Und einer neigt sich zu den kitschigstens Erkenntnissen:
Du weißt es, aber ES weiß dich noch nicht.
Wir starren in die Welt, und es sind die Tage an dem die Natur uns ihre Geheimnisse gesteht. Aus der Ruhe des Stehens spürt einer die Neigung der Erde. Die Tage neigen sich dem Ende. Und einer neigt sich zu den kitschigstens Erkenntnissen:
Du weißt es, aber ES weiß dich noch nicht.
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Donnerstag, 16. Oktober 2008
Die Leere ist das Einfache
Der einäugige Prophet half dem alten, einfachen Mann vom Lande seinen Wagen nach Hause zu ziehen. Da lud der einfache Mann ihn zu einem köstlichen Essen bei ihm zu Hause ein. So saßen sie beisammen. Der Mann aß viele Speisen und genoss die Ruhe des Abends. Der Prophet aber fragte: „Warum ist dein Leben einfach?“ Der alte Mann verstand die Frage nicht, zündete sich eine Pfeife an und antwortete: „Es ist ein klares Leben. Vom Morgen an verdiene ich mir meinen Abend.“ Der einäugige Prophet erblickte die Dunkelheit in seinem verschlossenen Auge und sagte: „Mit dem Abend flüchtest du in den Schlaf. Dein klares Leben umschließt nur ein Dunkel, aber du umschließt nicht das Dunkel.“ Der alte, einfache Mann wurde müde und lies Rauchwolken aus seinen Lungen steigen. Sodann nahm er einen Schluck Alkohol und sprach. „Ich verstehe dich nicht. Das Leben bin ich. So geht es mir um mein Leben und abends schlafe ich schlicht.“
Der Prophet sah den Mann und sah zur Hälfte durch sein verschlossenes Auge in sich hinein. Da nahm er das nun leere Gefäß des alten einfachen Mannes und sprach: „Dein Krug aus Ton ist schön. Denn er umschließt ein Nichts. So fülle es mit Getränken.“ Er stand auf und ging und fasste mit seiner Hand an eine Wand des Hauses. „Dein Haus ist sicher...“ fuhr er fort „...,denn es umschließt das Nichts, so dass du darin wohnen kannst.“ Dann ging er zum alten, einfachen Mann, berührte seinen Körper und sprach: „Dein Körper ist stark, denn er umschließt ein Nichts, so dass du darin leben kannst.“ Der alte einfache Mann blickte auf das leere Gefäß in dem kein Alkohol mehr war. Da verabschiedete sich der einäugige Prophet aber auch schon mit den Worten: „Dein Leben ist gut, denn es umschließt eine Leere.“ Der alte einfache Mann rief störrisch zur Tür: „Und was soll ich mit diesem Leben machen?“ Da war der einäugige Prophet jedoch schon auf dem Weg und die Tür fiel in ihr Schloss. Der einäugige Prophet hatte nie die Leere mit Alkohol gefüllt, so konnte er sie in sich noch sehen. Und damit er sie nie vergesse, hatte er sich das linke Auge zugenäht.
"Alter Mann vor Zaun" by Bundesarchiv, Bild 101I-320-0939-15 / CC-BY-SA Quelle: wikicommons |
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Der törichte Mensch
Der einäugige Prophet traf den törichten Menschen. „Du bist schon gestorben“
rief der törichte Mensch dem Propheten zu. „Du hast Recht“ rief der Prophet
zurück „und mehr noch ich bin noch nicht geboren“ Den zweiten Teil aber hörte
der törichte Mensch schon nicht mehr aus Glück über seine Weisheit. „Du hast
kein Leben, da du nicht dem Genusse frönst“ sagte der törichte Mensch weiter.
Wieder antworte der Prophet: „Du hast Recht und mehr noch ich habe kein
Sterben, denn ich mache nichts und werde nichts.“ Der törichte Mensch fühlte
sich bestätigt. Er fühlte die Weisheit seiner Worte und sprach weiter „Ich
weiß, dass ich recht habe, du brauchst es mir nicht zu sagen. Sei nicht
töricht!“ Da blickte der Prophet in sich selbst und zu dem törichten Menschen
und sprach: „Du hast Recht und du sprichst von dem woran ich leide.“ Der
törichte Mensch aber konnte dem Gespräch nicht mehr folgen. Natürlich hatte er
Recht, damit dass er Recht hatte und schaute den Propheten mit leeren Augen an.
Da hob der Prophet zu seiner Rede an: „Du lebst von dem, woran ich sterben
werde.“
Bald schon hörten die Menschen auf… Sie hörten auf den Propheten… Sie hörten
auf von dem Propheten zu erzählen. Sie waren töricht und hörten nur sich
selbst, wenn sie von ihm sprachen.
rief der törichte Mensch dem Propheten zu. „Du hast Recht“ rief der Prophet
zurück „und mehr noch ich bin noch nicht geboren“ Den zweiten Teil aber hörte
der törichte Mensch schon nicht mehr aus Glück über seine Weisheit. „Du hast
kein Leben, da du nicht dem Genusse frönst“ sagte der törichte Mensch weiter.
Wieder antworte der Prophet: „Du hast Recht und mehr noch ich habe kein
Sterben, denn ich mache nichts und werde nichts.“ Der törichte Mensch fühlte
sich bestätigt. Er fühlte die Weisheit seiner Worte und sprach weiter „Ich
weiß, dass ich recht habe, du brauchst es mir nicht zu sagen. Sei nicht
töricht!“ Da blickte der Prophet in sich selbst und zu dem törichten Menschen
und sprach: „Du hast Recht und du sprichst von dem woran ich leide.“ Der
törichte Mensch aber konnte dem Gespräch nicht mehr folgen. Natürlich hatte er
Recht, damit dass er Recht hatte und schaute den Propheten mit leeren Augen an.
Da hob der Prophet zu seiner Rede an: „Du lebst von dem, woran ich sterben
werde.“
Bald schon hörten die Menschen auf… Sie hörten auf den Propheten… Sie hörten
auf von dem Propheten zu erzählen. Sie waren töricht und hörten nur sich
selbst, wenn sie von ihm sprachen.
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